"Drachen Schnur-Töne"
(Kite Line Tones)

Please see the English Version

Töne, die an der Halteleine des Drachens entstehen...


Bestimmt stand jeder einmal als Kind auf einer sonnigen Herbstwiese, den verklärten Blick andächtig nach oben auf den schwebenden Drachen gerichtet, die gespannte, vibrierende Halteschnur mit einem Finger an's Ohr gedrückt..........der leisen Windmusik lauschend .....die sich in einer Bö zum rauschenden, schrillen Fortissimo steigerte...... um dann wieder abzuschwellen und sich in's Nichts zu verlieren.....

Das größte Wind Musikinstrument unserer Drachen ist--die Halteleine selbst! Im Prinzip stellt die gespannte, vom Wind zum Schwingen angeregte Drachenschnur nichts anderes als eine überlange Saite einer riesigen Æolsharfe dar, mit der sich ganz vortrefflich experimentieren läßt. Je nach Windstärke, Leinenlänge, -dicke und -oberfläche kommen andere faszinierende Klangkompositionen zustande.

Es ist immer wieder überraschend, wie selbst kleine Drachen an einer dünnen einfädigen Nylonleine schöne "Konzerte" bieten können.

Ob es wohl möglich ist, jedem Leinentyp, z.B. gedreht, geflochten, glattes Momofilament, Synthetic oder Hanf bei sonst gleichen Bedingungen ein eigenes Orchester bzw. Klangprofil zuzuordnen; sozusagen ein akustischer Finger- oder "Windabdruck"?

Alle sind zum Experimentieren herzlich eingeladen. Wir werden sehen was dabei rauskommt...

 

Der "Leinenton"

Eine nahezu perfekte Möglichkeit, die Leinen-Töne von der Leine abzuhören besteht darin, in eine geflochtene Leine ein Stück einer dünnen Stahl-Saite hineinzuschieben und dann mit einem induktiven oder Piezo Tonabnehmer, den es fertig im Musikgeschäft zu kaufen gibt, abzunehmen und mit einem Kassettenrecorder aufzunehmen. Das ist die technische Variante.

Eine einfachere, mechanische Variante ähnelt dem

"Schnurtelefon"aus unseren Kindertagen.

Dabei wird ins Zentrum des Boden von zwei größeren Konservendosen ein kleines Loch gebohrt. Durch dieses Loch wird eine etwa 6-8m lange Hanfschnur (ca.1mm Durchmesser, nicht bis wenig dehnbar = geringe Dämpfung!) durchgesteckt und auf der jeweiligen Doseninnenseite ein Knoten gemacht. Dann spannen die "telefonierenden" Kinder die Schnur und sprechen in die Dose. Durch die Sprache gerät der Dosenboden in Schwingung; diese wird über die gespannte (wichtig!) Schnur zur Empfängerdose übertragen, deren Boden ihrerseits dadurch in korrespondierende Schwingung versetzt wird und so wieder die Sprache hörbar macht. Probieren Sie's mal mit Ihren Kindern aus; funktioniert immer!

Nach dem gleichen Prinzip geht's bei der Drachenschnur auch.

Das Material für den "Resonator":
 

Werkzeug:
 

Die Anfertigung ist simpel (siehe Anfertigung der "Blechdosen Aeolsharfe"). In das Zentrum des Dosenbodens wird zur Durchführung der Hanfschnur ein Loch gemacht. Die Schnur wird von außen nach innen durchgeführt, gerade so weit, daß ein Knoten heineingemacht werden kann. Zwischen Knoten und Papier dünne Sperrholzunterlage einkleben, damit der Knoten nicht durchrutscht.

Die so fixierte Blechdose/ Resonator in die Drachen Halteleine einknoten.
Fertig!

 

Bild des Blechdosenresonators in die Halteleine eingehängt.

Blechdosenresonator in die Drachenschnur eingeknotet.
Die Befestigungsschnur wird mit schräg in den Boden gesteckten
Haselnußgerte straff gehalten.

 

 
Die vom Wind in der Halteleine erzeugten Töne werden nun über die vom Doseneigengewicht gespannte Hanfschnur auf den Dosenboden übertragen, der in Schwingung versetzt wird und so die Töne gut hörbar macht. Wichtig ist dabei, daß alle Schnüre gespannt sind! Eine schlaffe Schnur macht keine Musik. Und wenn jemand zwischen Dose und Drachen die Halteschnur festhält oder auch nur den Finger drauf hält, ist auch nichts zu hören!
 
Eine verbesserte d.i. lautere Möglichkeit der Schallverstärkung bietet die Blechdose, wenn der Dosenboden entfernt und durch Papier (kräftiges Papier; z.B. "Japanpapier") ersetzt wird. Dieses wird zunächst durch Anfeuchten und anschließendes Trocknenlassen vorgestrafft und dann mit mehreren Anstrichen mit Spannlack aus dem Flugmodellbau gut gespannt. In's Zentrum des "Trommelfells" wird mit einem Stückchen Messingblech (rostet nicht) oder Dosenblechblech als Verstärkung, die nichtelastische Schur angebracht- fertig!

---Das Ganze hat nur kleine Schönheitsfehler:
 

Es ist nicht nur möglich, von der Leine ein Signal abzuleiten und zu verstärken, sondern es funktioniert auch umgekehrt! Durch Heineinsprechen/ -schreien in die Dose (bei gespannten Leinen natürlich!) kann auch ein Signal auf die Leine gegeben werden, das dann vom Drachen reflektiert wird und wieder zurück und wieder hoch....So entsteht ein schönes Echo der eigenen Stimme. Dies umso stärker, je größer das Elastizitätsmodul der Drachenleine und je größer der Zug des Drachen ist.

Mit Klaviersaiten-Stahldraht oder Schweißdraht aus V2A-Stahl (im Gegensatz zu Klaviersaiten rostfrei), der zwischen zwei Stützen am Boden abgespannt wurde geht der "Echoeffekt" am eindrucksvollsten; auf diese Weise haben wir schon funktionsfähige "Schnurtelefone mit Echo" bis zu 50m Länge gebaut...
 
ABER BITTE:

NIEMALS DRACHEN-HALTELEINEN aus STAHLDRAHT (o.ä.) benutzen!!
 
Denn sie sind nicht nur bei Gewitter sondern auch bei schönem Wetter (cave Cumuli!) wegen starker elektrischer Entladungen
LEBENSGEFÄHRLICH!

Falls Versuche mit Stahldraht ausgeführt werden, diese unbedingt nur am Boden, nicht in der Nähe einer Straße und weit weg von gefährlichen Spannungsquellen, wie Oberleitungen von Eisenbahnen, Hochspannungsmasten etc. abspannen! Und unbedingt für Fußgänger, Fahrradfahrer und übrige Verkehrsteilnehmer markieren!! Ist eine ganz gemeingefährliche Stolperfalle/ Unfallquelle, da der gespannte Draht fast unsichtbar ist!



Im Oktober 2017 schaute ich mir den Museums-Dreimaster Rickmer Rickmers im Hamburger Hafen an. Ein wohlgeordnetes System von Schoten, Fallen und sonstigen Tauen und Leinen...



Sorgfältig aufgeschossenes Tauwerk rund um den Mast...
...führt straff gespannt bis in das Top...
...und vibriert heftig im Wind - und "schamfilt"/ reibt dabei unablässig an
unachtsam dazwischengespannten Drahtseilen !
Sichtbarer Effekt ist eine Beschädigung des schwächeren Materials...

Bei einer steifen Brise konnte man die starken Vibrationen fühlen, wenn man die Taue mit der Hand berührte. Wenn man das Ohr daranlegte hörte man ein intensives, tiefes Brummen, das sich deutlich von den in der Frequenz auf und ab gehenden Tönen unterschied, die der Wind parallel zu seiner jeweiligen Geschwindigkeit direkt an der Takelage erzeugte.

 

Ob die Töne wohl einmal so schön sein werden, wie die meiner alten Windharfe ...?
Die natürliche Stimme des Windes...
Nylon monofilament; Saitenlänge 80cm, je 6 Saiten 0.6mm Stimmung "G", 0.9mm Stimmung "Es".

Ich stelle es mir sehr schön vor, eine Wind-Musikaufnahme von der Drachenleine im windlosen (?) Winter vor einem prasselndem Kaminfeuer per Kopfhörer anzuhören und mir dabei vorzustellen.....

 

Anregungen, Kritik, Fragen......? ...dann  bitte Mail to Kite Musical Instruments!
  
gestaltet und weiterentwickelt von
Uli Wahl, Copyright 1997, 1998
(letzte Änderungen vom 21.August 1998)
  
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English Version following beneath......

  

  

  


"Music on the Kite-Line"

Sounds, the natural wind generates on a GIANT aeolian harp
-- the kite line itself !!

  Siehe die deutsche Version


When being a child, almost everybody, I suppose, stood one day on a sunny autumn field, looking at the swaying kite, listening with rapt attention to the sounds of the vibrating string pressed to the ear. That heavenly music....increasing in a gust to a shrill, roaring fortissimo....slowly becoming silent and fading into nothingness.....

The biggest aeolian instrument of our kites---is the kite line itself. The long kiteline, being under tension and stimulated by the passing wind is nothing other, than an overlong string of a huge aeolian harp. Varying, fascinating sounds-compositions are created, depending on the windspeed, length, diameter and surface of the line.

It's always a surprising thing how even small kites with a very thin momofilament Nylon-line present beautiful concerts.

Probably it might be possible, to assign an "own orchestra" to every special type of line: Even monofilament, twisted, braided, synthetic or hemp....
Will it be possible to get an acoustic "finger-print" of every special line-type?
I'am inviting everybody, to experiment together with me; let's look, what will come out....


The "sound of the line"


An almost perfect possibility of recording the tones from the line is, to insert a steel guitar string into a braided line, recording the tone with an inductive recording-system and a cassette-recorder. That's the technical variant.

A simpler, more mechanical method is similar to the "line-telephone" of our childhood days:

Into the bottom of two baby-food tins (the larger tins, the better) holes are drilled. Through these holes in the middle of the tin-bottom is stuck a hemp line, ca.2-3m long. The line is fixed to the tin-bottoms with a knot from the inside of the tin. Then the line is set under tension and something is spoken into the tin. The voice makes vibrating the tin-bottom, transmitting those vibrations to the opposite tin-bottom by the tightened line, forcing it to vibrate also, thus making hearable more or less clearly the voice in the opposite can .

Try it with your children, they will have much fun!

The same priciple is working also with kites and their holding-line's vibrations.

Material:

Tools:

The construction (see the "Tin Aeolian Harp") is quite simple. Drill a little hole into the center of the tin-bottom in order to pass the line through. Fix the line from the inside of the tin with a knot with an underlay of a thin plywood piece.
The so fastened tin is now knotted into the holding-line (by means of the line, which is knotted to the tin-bottom). Hang/ knot it in a short distance from the anchoring-point into the holding-line.
That's it!

Tin-resonator knotted into the holding line of the kite

Tin-resonator knotted to the holding-line of a kite.
The tensioning line of the tin is hold taut with a green hazelnut stick,
stuck sloping into the ground.

 

The vibrations, produced by the wind in the holding-line, are now transmitted by the short piece of line (which is fixed at the tin-bottom) onto the tin, hanging below the holding line. Now the line sound can be heard loud and clearly within a radius of 30-40m.

Please note, that slack lines (holding-line or tin-bottom line) will not produce any music at all!! The line must be tightened.

When there is someone holding his hand (or any other object) to the kite's holding-line between the fixing-point of the tin and the kite, the vibrations are thus interrupted and there won't be a hearable tone also.

---The whole ensemble has only one minor "cosmetic" defect: The tin naturally has a self-resonance, this tone can always be heard as "tin-tone" while listening to the concert.

A better way amplifying the line-tones would be, to build a "sound-box" without a self-resonance. For example a box (20*20*20cm) from styrofoam with a "swinging membrane" bottom from cardboard or so.
I replaced the tin bottom by japanese mulberry paper, which was lacquered with stretching lacquer from model airplanes. Thus I got a system more as double as loud than the tin-box alone.

Inside of the box you  could place an acoustic microphone or a piezo-pickup, the "concert" thus being recorded with a cassette recorder and "preserved".
.....should be a beautiful feeling, sitting in front of a open fire while hearing that special kite-music, the snowy winter storming outside....

Sound No.1 (*.mp3 format, 49,5sec., 97K)
"Thin line" (Polyester, 1mm braided), where the wind was not strong enough to create real tones.
  
Sound No.2
(*.mp3 format, 55sec., 109K)
"Middle line" (Polyester, 2mm braided), where you can hear the beautiful (?) changing of  tones depending on the windspeed and pull of the kite.
 
Sound No.3 (*.mp3 format, 60sec., 118K)
"Thick line" (Polyester, 3mm braided).
 
Now, hear the sounds of a simple steel wire, which had a length of approx.15m. Also an  insect's impact on the string...
 
And another sound of a "Line Telephone Resonator" (*.mp3 format, 64 sec.,125K) when it's emitting sound by itself.

In October 2017 I visited the Museum ship Rickmer Rickmers in the harbour of Hamburg. A well arranged system of towes and lines around the main mast...



Accurately coiled towes...
...leading tightly stretched til the mast-top...
...vibrating violently in the steady winds - chafing incessantly at wire ropes
carelessly strained touching the rope !
Result: A severe damage of the weaker material...

A stiff breeze blowing made the vibrations palpable when touching the ropes with the hand. When the ear touched the rope, an intense, deep humming could be heard - a clear difference to the sounds the wind generated directly at the towes: an up and down going whistling parallel to the wind-speed...

I'm wondering, if those tones will become as beautiful as my aeolian harp one day...?
The Aeolian harp (*.mp3 format, 105 sec., 210k), 12 Strings of monofilament nylon, 6 of 0.6mm diameter tuned "G" and 6 of  0.9mm diameter tuned "E minor".

Keep vibrating ;-))!

Ideas, Criticism, questions....? ...then  please Mail to Kite Musical Instruments!
 
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Uli Wahl, Copyright 1997, 1998
(last changes 14.February 1998)
 
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