Papiermaulbeerbaum

Broussonetia papyrifera

(...see English version...)

Kleiner Papier-Maulbeerbaum im Frühsommer
Blätter mit flaumig weichen Härchen bedeckt...
Aufnahme im Schloßpark Weinheim

 

 ...und Blätter eines Baumes mit fast 10 Meter Höhe...

 

Landestypische Namen: Paper mulberry tree, tapa-cloth-tree (Eng)., Mûrier à papier (F). Indonesien: saeh (Sunda-Inseln), galugu (Java), dhalubang (Madura). Burma (Myanmar): malaing, thale, dalaing. Kambodscha: rong. Laos: po sa (Vientiane), sa lè (Xieng Kouang), may sa. Thailand: po krasa (Zentrum/ Norden), momee (Zentrum), po faai (Halbinsel). Vietnam: (c[aa]y) d[uw][ows]ng, ch[uwr], ch[uwr] d[af]o ph[uj].

MORACEAE (Maulbeerbaumgewächse)

Der Papiermaulbeerbaum wird seit Urzeiten benutzt um stoffähnliche Papiervorläufer ("Aute", "Tapa" oder Rindenstoff in Neuseeland) zu Kleidungszwecken zu fertigen. Bis zur Ankunft des Papiers in Neuseeland wurde die landestypischen Drachen mit "Aute" oder Rindenstoff bespannt.
Ansonsten sind die Fasern Haupt-Grundstoff für das berühmteste Papier der Welt - das Japan-Papier. In Bezug auf Dauerhaftigkeit und Reißeigenschaften etc. unübertroffen. Keine Frage, die beste Wahl für die Drachenbespannung, abgesehen vom Preis...

Der Baum kommt natürlich in Japan, China, Indochina, Thailand, Burma (Myanmar) und Indien (Assam) vor und wurde auf die Ryukyu Inseln, Taiwan, die Philippinen, Indonesien wie Sumatra, Java, Sulawesi, die Sunda-Inseln Flores, Timor, und die Molukken, New Guinea, Polynesien eingeführt und dort seit Urzeiten kultiviert.
Hat sich ausgebreitet/ eingebürgert in manchen Gebieten Südeuropas (Italien, Frankreich und den Südstaten der USA)

Es handelt sich um einen Laubbaum der Tropen bis Subtropen, er ist schnellwachsend und wird bis 35m hoch. Im Anbau oft zu einem vielstämmigen bis zu 3 Meter hohen Busch gezogen, der einen Michsaft enthält. Knorriger Stamm, die äußere Rinde ist glatt, die innere besteht aus festen, sich überdeckenden Fasern, die in breiten Lagen herausgelöst werden können. Papiermaulbeerbäume haben die seltene Fähigkeit, die Rinde selbst bei vollständiger zirkulärer Entrindung nachbilden! Normalerweise bringt man einen Baum damit um...
Der Baum ist ein ausgesprochener Pionierbaum, der sich schnell in Baumlücken ausbreiten kann und beispielsweise auf den Philippinen beinahe als Unkraut gilt.

Der Baum wird in Japan alle 3-5 Jahre beerntet, das heißt die Äste werden abgeschnitten, wenn sie eine Dicke von max. 5cm haben.

Jahrhundertelang wurden die Bastfasern der inneren Rinde zur Herstellung von Papier und Textilmaterial für Kleidung verwendet. Papier daraus hergestellt wurde vor allem in Japan, China, Indo-China, Thailand, Burma (Myanmar), Philippinen, Java and Madura, wenn auch mit unterschiedlichen Methoden, Rindenkleidung wurde vor allem in Indonesien, Neu Guinea und Polynesien geertigt, wo das Produkt als "Tapa"- Tuch bekannt ist. Um 100 nach Christus begann man in China mit der Papierherstellung aus Papiermaulbeerrinde. Es war allerdings noch kein Papier in unserem Sinne, sondern bestand ähnlich wie im alten Ägypten (dort aus Papyrus hergestellt) aus zusammengeklebten einzelnen Faserstreifen anstatt aus sedimentierten Fasern wie heute.

Gegen 600 nach Christus erreichte die Papierherstellung Japan, wo sich eine regelrechte Papier-Hochkultur entwickelte. Die japanischen Qualitätspapiere aus Papiermaulbeer werden ähnlich wie die aus China zu Schreibpapieren, Laternen und Schirmen verarbeitet, während die thailändischen Papiere oft als Einschlagpapiere genuzt werden; die Shan-Leute benutzen es bespielsweise um Roh-Opium einzupacken...
Textilgewebe aus Papiermaulbeer wird benutzt um Sarongs, Kopf-, Bettücher und Taschen herzustellen. In Indonesien werden die Bastfasern zu Seilen gemacht, während die Leute des Lahu-Stammes in Nord-Thailand auch die Wurzeln zu diesem Zweck nutzen. Die gedämpften jungen Blätter werden in Indonesien als 'lalab' gegessen. Die süßen, von der Gestalt brombeerähnlichen Früchte schmecken ebenfalls gut.
In Indochina dienen die Blätter als Schweinefutter und in China zur Ernährung der Seidenraupen.
Die Blätter sind in Indochina als Abführmittel für Kinder bekannt, die Frucht als Husternmittel, Magenmittel und Tonikum. Dagegen dient die Rinde gegen Durchfall und Blutungen und der milchige Gummisaft äußerlich gegen Bienenstiche, Schlangen- und Hundebisse.

 

Zur Herstellug des taditionellen "deluwang"-Papiers in Java werden die ca.1.5m langen Rindenstücke in schmale 5-6cm breite Streifen geschnitten, auf einen ca. 20cm dicken Holzbalken gelegt und  mit Holzklüpfeln geklopft bis sie etwa doppelt so breit gewoden sind. Dann werden diese Streifen in Wasser abgflößt, ausgewrungen, dann der Länge nach doppelt gefaltet. Dann wird wieder geklopft, so daß sich gedoppelte Blätter mit 50cm Breite formen. Diese Doppelblätter werden zunächst wiederum getrocknet, dann eingeweicht, ausgepresst, gefaltet und in einem Bananenblatt aufgerollt. Die zwei Doppelblätter verbinden sich dann miteinander, wenn sie über 5-6 Tage erhitzt/ gedämpft werden. Das Papier-Blatt wird schließlich ausgebreitet, auf den glänzend-glatten Scheinstamm einer Bananenstaude aufgezogen, glattgestrichen und darauf getrocknet.

Der Scheinstamm glänzt wie poliert...
(Tropenhaus botanischer Garten Heidelberg)

Das trockene Blatt ist auf der Seite, mit der es auf den Bananenstamm gezogen wurde, glatt und auf der freien Seite rauh.
Das "finish" des Papiers besteht darin, daß die rauhe Seite noch mit einem glatten Stück Muschel planpoliert wird: Fertig is das endgültige Papierblattt mit den Maßen von etwa 50 cm x 37 cm.

Der neuseeländische "Aute" oder "Tapa"-Tuch für Papierkleidung oder die traditionelle Drachenbespannung des "manu tukutuku"-Drachens wird auf die gleiche Weise hergestellt.

Vom Baststreifen (links) zum "Aute" (rechts), dem Vorläufer von Papier.
Dazwischen die Holzklüpfel zum Breitschlagen des Basts.

Quelle: Südsee-Ausstellung des Völkerkundemuseums Heidelberg 2006

 
 

Auf den Molukken werden die geernteten Ruten des Maulbeerbaums über einem Feuer vorsichtig erhitzt und die äußere Rinde wird abgezogen. Danach wird die innere Rinde abgeschält und anschließend zur Bevorratung getrocknet. Wann immer man nun neue Kleidung herstellen möchte, wird diese trockene Rinde wieder eingeweicht und auf die oben beschriebene Weise verarbeitet.

 

Dagegen ist die Papierproduktion in Japan technisch schon viel weiter fortgeschritten; aus der Rinde wird nach Bleichung der Fasern eine echte Pulpe hergestellt, also eine Aufschwemmung der Papierfasern; dann wird eine schleimige Substanz "Taroro aoi" zugesetzt um eine Sedimentation der Fasern zu verhindern. Das Herstellen des eigentlichen Papierblattes erfolgt, wie in der westlichen Papierherstellung ebenfalls üblich, durch Schöpfen mit einem feinen Sieb. Durch Zugabe des Pflanzenschleimes erübrigt sich bei der Ablage des feuchten Papierblattes auf einen Stapel die Zwischenlage des im Westen üblichen Filzes; Stapelpressen und anschließendes Aufziehen der Blätter auf glatte Bretter zum Trocknen schließen den Herstellungsprozess der Japaner ab.

In Burma (Myanmar), wird ein Papierbrei durch Stampfen des Rindenbastes mit Wasser hergestellt und anschließend mit gelöschtem Kalk gekocht um die Fasern aufzuschließen. Der Faserbrei wird dünn auf ein Stück Stoff aufgebracht, anschließend getrocknet, abgezogen und so der Papierbogen gewonnen. Ähnlich verlief die traditionelle Papierherstellung in Vietnam.

Im Drachenbau vielfältige Anwendung des Papiers als Bespannmaterial, das die früher in China verwendete, teurere Seide ersetzt. Papier kann vielfältige Weise bearbeitet werden - geschnitten, dekoriert, geklebt, mit Metallfolien kaschiert, als Pergaminpapier durchscheinend gemacht, mit Fasern versetzt reissfest und mit besonderen Zubereitungen (Khakisaft, Adlerfarnstärke, Leinöl etc) wasserfest gemacht oder zu Papiermaché geformt werden - die Anwendungsmöglichkeiten sind schier unendlich.

Ein besonderes feature ist natürlich in heutiger Zeit die restlose biologische Abbaubarkeit dieses Werkstoffs im Gegensatz zu modernen Materialien wie z.B. rip-stop Nylon.

Siehe auch detaillierter die Papierherstellung am Beispiel des japanischen "Washi"-Papiers.

 

 

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Papiermaulbeerbaum

Broussonetia papyrifera

(...siehe deutsche Version)

 

Little Paper-Mulberry tree in early summer
Its leaves are covered with soft, smooth hairs...
Photo made in the parc of Weinheim-castle

 

 ...and leaves of a tree with almost 10 meters heigth...
Photo made in the parc of Weinheim-castle

 

Vernacular names: Paper mulberry tree, tapa-cloth-tree (Eng)., Mûrier à papier (F). Indonesian: saeh (Sunda-Islands), galugu (Java), dhalubang (Madura). Burma (Myanmar): malaing, thale, dalaing. Kambodscha: rong. Laos: po sa (Vientiane), sa lè (Xieng Kouang), may sa. Thailand: po krasa (centerr/ North), momee (center), po faai (Peninsula). Vietnam: (c[aa]y) d[uw][ows]ng, ch[uwr], ch[uwr] d[af]o ph[uj].

The mulberry tree is used since very old times for making of cloth-like paper-predecessors ("Aute" or bark-cloth in Newzealand) for clothing of the inborn. Before the arrival of paper, in Newzealand the traditional Maori-kite was covered with "Aute".
The plant's fibres are the main basic material for the most famous paper of the world, the Japanese "Washi". Concerning its tension strength, smoothness, durability etc. this material is unachieved. No question, this is the very best material for kites (besides the silk), apart from the fact of its high price...

 

The tree grows naturally in Japan, China, Indochina, Thailand, Burma (Myanmar) and India (Assam) and was introduced on the Ryukyu Islands, Taiwan, the Philippines, Indonesia (Sumatra, Java, Sulawesi, the Sunda-Islands, Flores), Timor, and the Moluccas, New Guinea, and Polynesia, where it was cultivated since prehistoric times.
In some areas of South Europe and the Southern states of the USA it has naturalized also.

Paper-mulberry is a deciduous tree of the tropics to subtropics, quickly growing, becoming up to 35 m tall. In cultivation often transformed to a multi-twigged shrub up to 3 meters tall, containing a milky juice. Gnarled stem, the outer bark is smooth, the inner layer consisting of firm, overlapping fibres, which can be peeled off in broad layers. Paper mulberry-trees have tree rare ability, to reproduce its bark even when completely debarked in the whole circumference!
The tree being a specialist pioneer plant, can spread quickly in forest-gaps and is mostly considered as a weed on the Philippines.

Every 3-5 years the tree can be harvested. The twigs are cut when they have a diameter of max. 5cm.

For many centuries the bast-fibres of the inner bark were used for making paper and textile material for clothing. Paper manufactures mainly in Japan, China, Indo-China, Thailand, Burma (Myanmar), Philippines, Java and Madura; although with different methods. Bark-clothing in Indonesia, New Guinea and Polynesia, where the product is known as "Tapa"-cloth. Around 100 AC in China was begun with papermaking of mulberry bark. However, it was not that paper we know nowadays, but consisted similar to the "Papyrus-paper" of the old Egypts of single layers glued together. Today, the paper is made of sedimented fibres.

About  600 AC, the art of papermaking reached Japan, where a real paper-high-culture was developed. the Japanese high quality-papers (like these of China) from mulberry are used for writing papers, lanterns and umbrellas, whereas the Thailand papers often are used for wrapping. The Shan-people use it for example for wrapping raw-opium.
Textile fabrics made of paper-mulberry is used for producing sarongs, headscarfs, sheets and bags. In Indonesia the bast-fibres are made to ropes, while the people of the Lahu-tribe in North-Thailand use the roots for that purpose too. The steamed young leaves are eaten in Indonesia as 'lalab'. The sweet fruits have also a good taste.
In Indochina the leaves serve as pig's fodder and in China for feeding the silk-worms.
Also in Indochina the leaves are used as laxative for children, the fruits are a good agent against cough, as a tonic and against stomach disorders; whereas its bark serves against diarrhoea and bleeding and the milky sap for external use against bee's-stings, snake- and dogbites.

For making the traditional Javanese "deluwang"-paper, bark pieces of about 1,5 meters length are cut in strips ca. 5-6cm wide; then laid on a wooden beam of 20cm diameter, and beaten with wooden beaters until the width of the strips has doubled. Then the strips are watered, wringed out, then folded double following its length. Then beaten again in order to form doubled sheets with a width of 50cm. These double sheets are dried again, then soaked, pressed out, folded and rolled up in a banana leaf. By this process, the two double-sheets join to one when heated over 5-6 days. The ready sheet is finally spread out, brushed on the shining, smooth stem of a banana tree and dried there.

banana-"tree's" stem shining as polished...
(Tropical greenhouse of the botanical Garden Heidelberg)

Resulting in a perfect sheet, perfectly smooth on the side where it was on the banana tree and rough on the other one. Finishing is done in polishing the rough paper-side with a shell: Ready is a fine paper-sheet measuring approx. 50cm x 37cm.

In Newzealand "Aute" or "Tapa"-cloth for paper-clothing is done the same way. Another application is the covering of the traditional "manu tukutuku"-kite of the Maori.

From bast-strips (left) to "Aute" (right), the predecessor of paper,
the wooden beaters for flattening the bast.

Source: South-Sea exhibition Ethnologic Museum Heidelberg in 2006


On the Molucca-Islands the harvested twigs of the Mulberry tree are carefully heated over a fire and the outer bark is peeled off. Afterwards, the inner bark is peeled off, then dried and stocked. Whenever new clothing has to be made, this dried bark is soaked and processed as mentioned above.

In Japan, the process of paper fabrication is very sophisticated; after bleaching the bark is made to a real pulp, that's a suspension of fibres; then a slimy agent called "Tororo aoi" is added for preventing a sedimentation of the fibres. The manufacturing of the paper-sheet itself happens by drawing pulp with a fine sieve, like it is made also in western papermaking.
By adding the mucilagenous "Tororo-Aoi" to the pulp, there is no need of felt intersheets (as it is in western processing) when putting the still wet papersheets from the sieve onto the stack; pressing the stack, brushing on drying boards finish the Japanese process.

See Japanese fabrication of Japanese "Washi"-paper.

In Burma (Myanmar), a paper pulp is made by pounding the bark's bast together with water, then the pulp is cooked with some slakened lime. The fibre-pulp is put on a sheet of fabric, then dried, finally peeled off, thus forming a paper-sheet. A similar process was made in Viet Nam.

kite building multifold application of paper as  covering material, replacing the silk of former times. The development of the cheap paper (in comparison with silk) allowed the multitude of different kites, mainly in South-East Asia (China, Japan, etc.). Paper is an almost ideal material which can be cut, decorated, glued, laminated with sheet metal, be made translucid (pergamine-paper), made tension proof by mixing with fibres and made water resistant by special preparations (Khaki-juice, eagle-fern-starch, linseed-oil, etc.) or formed to paper mache - its utilizations are multifarious.

A special feature of paper is, however, its property to be biodegradable - in contrary to many other kite-materials like rip-stop nylon or carbon fibre materials.

 

 

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Some plant-pictures are still lacking and will be completed by and by!
In case someone has good pictures,
I'd like to publish them here together with the author's name;
Thanks in advance!!
 
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